mir alles angehört, auch wenn ich viele Details nicht ver- standen habe. An einem der letzten Tage stand dann eine Vorlesung zu „Photonischen Kristallen“ auf dem Plan. Dar- unter konnte ich mir gar nichts vorstellen (nie gehört) und da dachte ich: „OK, die lässt Du mal aus und erholst dich etwas vom Stoff“. Als die Zeit für die Vorlesung dann aber dran war, saß ich so eingezwängt in der Mitte einer langen Hörsaalreihe, dass keine Gelegenheit mehr war, noch ohne großes Tohuwabohu rauszukommen. Also habe ich mir die Vorlesung über „Photonische Kristalle“ dann auch noch angehört. Und was soll ich sagen, das Thema war faszinie- rend, großartig, interessant und wirklich neu. Ich hörte zum ersten Mal, dass man in künstlich hergestellten Strukturen mit periodischer Variation des Brechungsindexes eine photonische Bandstruktur mit Bandlücken für Licht er- zeugen konnte. Bandstruktur, Bandlücken – das kannte ich eigentlich nur aus der Festkörper- oder Halbleiterphysik. Da trafen Dinge aufeinander, die ich vorher fein säuberlich in verschiedenen gedanklichen Schubladen verstaut hatte. Ein tolles Beispiel, wie verschiedene Gebiete der Physik sich gegenseitig beeinflussen und vorwärtstreiben. An diesem Tag beschloss ich, dass ich (falls möglich) mich in meiner Doktorarbeit einmal mit photonischen Kristallen beschäfti- gen wollte. Als ich dann mein Physik-Diplom in der Tasche hatte, suchte ich nach Universitäten und Forschungsinsti- tuten, die auf diesem Gebiet forschten. Damals (Ende der 1990er) war das Gebiet noch jung und es gab nicht viele, die das machten. Ich war definitiv auch bereit ins Ausland dafür zu gehen und schaute europaweit. Aber dann fand ich bei einer Internet-Recherche heraus, dass am Max- Planck- Institut für Mikrostrukturphysik in meiner Heimat- stadt Halle (also direkt vor meiner Nasenspitze) an diesem Thema geforscht wurde. Da habe ich dann auch eine Stelle als Doktorand bekommen und 2002 dann meine Promotion gemacht. Es war eine tolle Zeit!