Universität nicht jedes Jahr erwarten. Der Erfolg lässt sich auf zwei zentrale Dinge zurückführen: Zum einen haben wir einfach dieses großartige Potenzial an unserer MLU, die herausragenden Forschenden, die mit ihrer Arbeit den Grundstein dafür legen, dass wir solche Projekte überhaupt einwerben können. Das ist einfach eine Stärke, die wir im Moment haben, und das finde ich fantastisch. Zum anderen muss man sich klarmachen, dass das nicht aus dem Nichts heraus passiert, sondern es muss erst einmal in Ideen investiert und Forschung betrieben werden, es braucht einen wissenschaftlichen Austausch, es müssen Publikationen entstehen. Was wir jetzt ernten, so ehrlich muss man sein, sind die Früchte des sen, was teilweise schon unter den Vorvorgän- ger rek toraten gesät worden ist. Das heißt, Forschung braucht einen langen Atem. Deswegen ist auch eine Grundfinanzierung aus dem Landeshaushalt so wichtig. Das JTC, die Agentur für Aufbruch – die MLU strahlt aktuell intensiv in die Region, mit konkreten Pro- jekten und auch mit Büros und Scouts vor Ort. Ist das eine neue Qualität von „Third Mission“? Wissenschaft muss heute sehr viel stärker auf die Gesellschaft zugehen. Früher sind Forschungsergeb- nisse in Wissenschaftskreisen veröffentlicht worden, und daraus haben sich dann Dinge ergeben, die auch für die Gesellschaft relevant waren. Mittler- weile wird viel mehr hinterfragt, wofür Wissenschaft eigentlich gut ist. Wir müssen zeigen, dass wir keine Spielerei von Privilegierten betreiben, sondern dass wir die Ergebnisse von Wissenschaft ganz kon- kret nutzen, um den Menschen in diesem Land Unterstützung zu geben – sei es durch Erfindungen, durch Optimierungen oder durch die Stärkung des gesellschaftlichen Miteinanders. Das bringt uns auch zum Thema Fachkräfte siche- rung für die Region. Inwiefern ist das für die MLU ein Thema? Das ist ein sehr wichtiges Thema. Erstens ist die MLU selbst eine große Arbeitgeberin. Das heißt, wir brau- chen selbst Fachkräfte. Zweitens bilden wir tausende junge Menschen aus – Studierende, die später als akademische Fachkräfte die Zukunft unseres Landes gestalten: in der Wirtschaft, in der Verwaltung, im Rechtswesen, in der Medizin, in den Schulen. Wir bilden aber auch klassisch aus, denken Sie nur an technische und kaufmännische Berufe. Drittens wollen wir, dass in unserer Region die Lichter nicht nur anbleiben, sondern dass sie heller leuchten. Dazu möchten wir beitragen, zum Beispiel durch Forschungskooperationen oder die Fachkräfteallianz Sachsen-Anhalt Süd, der wir 2024 beigetreten sind. In Halle entsteht das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. Welche Chancen bietet das der MLU? Ich finde es großartig, dass Halle den Zuschlag be - kommen hat. Ich selbst durfte beim Vor-Ort-Besuch der Jury dabei sein, das war 2023. Die reichhaltige Wissenschaftslandschaft in der Stadt war sicherlich ein großer Pluspunkt für die Entscheidung, und die MLU ist dabei natürlich ein wichtiger Player. Da es das Zukunftszentrum als festes Konstrukt noch nicht gibt, haben wir hier die Chance mitzugestalten. Ich denke, das Zentrum gibt uns die Möglichkeit, auf besondere Weise in die Gesellschaft hinein zu wirken. Werfen wir einen Blick auf Studium und Lehre. Auch hier bewegt sich vieles. Was denken Sie – wie entwickelt sich die MLU? Wir haben 2024 das Leitbild Lehre verankert und darin Ziele, Aufgaben und die strategische Orientie- rung formuliert. Wie beim HEP haben wir mit einer größeren Linie begonnen, die jetzt im Detail aus- gestaltet wird. Digitalisierungsstrategie und Inter- nationalisierung werden zentrale Punkte dabei sein. Wir haben an der MLU unglaublich viele Menschen, die die Universität nach vorne bringen wollen. Wir haben eine Rektoratskommission zur Zukunft von Studium und Lehre, in der viele Freiwillige aktiv sind. Die Ergebnisse, Zwischenstände und Denkanstöße werden immer am Tag der Lehre präsentiert und diskutiert, unter immer größerer Beteiligung der Hochschulöffentlichkeit. Dieses Engagement gibt es nicht erst seit gestern, aber es nimmt jetzt richtig Fahrt auf. Und noch ein Beispiel: Das neu eingeführte E-Examen in der Juristenausbildung ist mit Sicherheit ein großer Gewinn, weil es viele Dinge vereinfacht. Wir sind sehr gut unterwegs, was digitale Prüfungen angeht. Um in der Lehre modern und attraktiv zu bleiben, müssen wir uns ständig neu erfinden. Ich denke da an digitale und hybride Veranstaltungen, 2024 | 2025 scientia haLensis 9